Johannistag und Johannissingen

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Mittlerweile wuchert hier viel mehr Gestrüpp

Am Johannistag war ich wie fast jedes Jahr (na gut, manchmal mußte ich arbeiten) auf dem alten Johannisfriedhof beim Johannissingen. Veranstaltet wird das von der Nikolaikirche und Pfarrer Stief (hier schreibe ich bewußt Pfarrer!) und dem Verein, der sich dem Gedenken an die Johanniskirche verschrieben hat. Pfarrer Stief macht aus der Veranstaltung kein „Parteilehrjahr“. Man lernt immer ca. 4 Grabmäler näher kennen, es wird gesungen, ja und am Schluß gibt es Vaterunser und Segen.

Ich schätze mal 10% Vollidioten waren in diesem Jahr dabei, die die ganze Zeit Maske trugen (nicht der Pfarrer und sein Adlatus). Na ja, manche rauchen, manche saufen, manche kiffen und manche tragen Gesichtslappen. Jeder ruiniert seine Gesundheit so gut er eben kann und wenn es durch Aussperren der frischen Luft ist, wobei die letztere Art die unerfreulichste ist, aber wir waren ja schließlich auf einem Friedhof, dem ältesten Friedhof der Stadt.

Er ist schon lange nicht mehr in Betrieb. Als der Neue Johannisfriedhof  zu einem Park umgestaltet wurde, brachte man einige Grabmale von dort zum Alten Friedhof. Im 13. Jahrhundert befand sich auf dem Gelände ein Leprosorium. Es lag ja ungefähr auf halbem Wege zwischen Stadttor (Grimmaischem Tor) und Hochgericht. Ein ziemlich düsterer Ort also. Während der Völkerschlacht lebten Soldaten auf dem Gelände, vor allem Verwundete, weil die Lazarette der Stadt nicht mehr ausreichten. Sie verbrannten die Särge, um sich warmzuhalten.

Ich bin immer wieder fasziniert, wenn man aus dem Lärm und Streß der Stadt in diesen Ort der Ruhe eintritt. Im heißen und trockenen Sommer 2018 habe ich in der Nähe gearbeitet. In der Mittagspause gingen die meisten (auch ich) auf diesen Friedhof, um im Schatten der alten Bäume ein wenig Erfrischung zu finden.

Obwohl dort wirklich fast nur Schatten ist, wächst erstaunlicherweise Johanniskraut.

Hier nur ein paar Grabmale und Eindrücke von diesem Ort.

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Eines der bekannteren Grabmale ist das von Fürst Poniatowski. Er kämpfte während der Völkerschlacht auf Seiten Napoleons.

Poniatowski ertrank beim Rückzug in der Weißen Elster und wurde auf dem Alten Johannisfriedhof bestattet. Er war Marschall von Frankreich, sein Name ist auch am Triumphbogen in Paris verewigt. Heute ruht sein Leichnam im Wawel in Krakau.

Exif_JPEG_420  Die Grabmäler der Familie Brockhaus hat man vom Neuen Johannisfriedhof herübergebracht. Sieht nicht nach besonders ehrfurchtsvollem Umgang aus.

Als Philosophin schaue ich natürlich immer bei Hans Driesch vorbei:

Exif_JPEG_420 Dem großen und unkonventionellen Philosophen und seiner Frau sind schlichte Steintafeln gewidmet.

Als ich den Friedhof verließ und zur Straßenbahn laufen wollte, entdeckte ich diesen schönen Brunnen:  Exif_JPEG_420

Ja, und am Schluß kam ich doch noch am Hochgericht vorbei:

Exif_JPEG_420     Henkersschwert 

Das Richtschwert befindet sich aber im Alten Rathaus und Woyzeck wurde nicht am Hochgericht, sondern auf dem Marktplatz hingerichtet.

 

Ein paar persönliche und emotionale Anmerkungen

Daß es seit sehr langer Zeit Ziel der USA und Großbritanniens war, niemals ein deutsch-russisches Bündnis zuzulassen ist bekannt und belegt. Es ist daher logisch anzunehmen, daß es vor und während des Zweiten Weltkrieges nicht anders war. Im vorigen Beitrag hatte ich schon auf die Überlegungen Starikovs dazu hingewiesen.

So weit lehnt sich Putin in seinem Artikel natürlich nicht aus dem Fenster.

Jenseits aller historiographischen und politischen Überlegungen hat mich eine Passage ziemlich am Anfang von Putins Artikel sehr berührt:

„Für mich und meine Altersgenossen ist es wichtig, dass unsere Kinder, Enkel und Urenkel die Prüfungen und Ängste verstehen, die ihre Vorfahren durchgemacht haben. Wie und warum konnten wir überleben und gewinnen? Woher kam ihre wirklich eiserne Stärke, die die ganze Welt überrascht und fasziniert hat? Ja, sie verteidigten ihr Zuhause, ihre Kinder, ihre Lieben, ihre Familien. Aber sie alle waren vereint durch die Liebe zum Vaterland.“

Selbst wenn man hier nur kaltes politisches Kalkül unterstellt (was ich nicht tue), so ist doch ein Hinweis auf die Ursachen der Kraft des russischen Volkes gegeben. Man kann das weiterführen: nicht nur des russischen Volkes und nicht nur im Krieg, bei der Verteidigung des Vaterlandes. Die Stärke (Putin sagt „eiserne Stärke“) kam daher, daß sie ihr Zuhause, ihre Familie, ihr Vaterland verteidigten. Damit sahen sie sich (wie Putin sich heute) als Teil des Volkes, nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Abfolge der Generationen. Die Staatskriminellen der BRD könnten und würden solche Verweise nicht machen. Viele könnten es nicht, weil sie keine Kinder und Enkel haben und alle diese Verbrecher*innen wollen es nicht, weil sie alle menschlichen Bindungen auslöschen wollen, weil sich bindungslose und verblödete Humanoide leicht beherrschen lassen.

Was die „offizielle“ Geschichtsschreibung heute noch nicht reflektiert, ist, daß auf der anderen Seite, in der Wehrmacht die jungen Männer und zu Hause die Frauen und die Alten aus genau den gleichen Motiven „eiserne Stärke“ bewiesen. Sicher, die Wehrmacht war in die Sowjetunion einmarschiert. Wie es dazu kam und warum sie anfangs das Land praktisch überrennen konnte, welchen Anteil daran die Fehler der sowjetischen Führung hatten, werden künftige Historiker klären müssen. Aber auch die Deutschen glaubten, daß sie ihr Vaterland verteidigen müssen, in einem welthistorischen Ringen, im Kampf gegen den Bolschewismus, der dazu ansetzen würde, ihre gesamte Lebensweise, ihre Ideale zu zerstören.

Scan_20200519 (11)Das Bild zeigt meinen Großvater mit meiner Mutter. Es wird 1930 entstanden sein. 11 Jahre später war er tot, gefallen vor Moskau, nachdem er kurz zuvor mit seiner Einheit aus Paris abgezogen worden war. Er wußte, daß er fallen würde, aber diese Geschichte erzähle ich ein andermal.

Während ich das hier schreibe, schaut mein Großvater, noch nicht einmal halb so alt wie ich, ernst von dem Bild (einem anderen als dem hier), das über meinem Schreibtisch hängt, auf mich herab.

Sein ernster Blick erinnert mich daran, alles in meiner Kraft Stehende zu tun, daß diese beiden Völker nie wieder dazu gebracht werden können, aufeinander loszuschlagen.

Die Parade zum 75. Jahrestag des Sieges, auf dem Roten Platz in Moskau

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Am 24. Juni 1945 fand in Moskau die Siegesparade statt. Kommandiert wurde sie von Marschall Rokossowski auf einem schwarzen Pferd, abgenommen von Marschall Georgi Shukow auf einem weißen Pferd:  https://youtu.be/G7w3BMhRf7k

Marschälle gibt es heute nicht mehr und die Generäle werden gefahren. Sie müssen praktisch nur einen Stock verschlucken und irgendwie den rechten Arm versteifen und schon gehts los. Im Gegensatz dazu mußten Shukow und Rokossowski selbst reiten können und höchstpersönlich dafür sorgen, auch im Umgang mit den Pferden, daß die vorgeschriebenen Rituale alle vollzogen werden konnten. Diese Kunst ist heute auf die Fahrer der schweren Limousinen übergegangen.

Vielleicht war Corona auch nur ein willkommener Anlaß, die Parade vom 9. Mai weg auf diesen 24. Juni zu schieben. Der 9. Mai ist der sowjetisch-russische Feiertag des Sieges und des Kriegsendes, wenn  auch letzteres nicht mit dem Deutschen Reich. In Berlin kapitulierte ja nur die Wehrmacht.  Der 24. Juni aber ist der Johannistag, der lichteste Tag des Jahres, Mittsommer und auch in der orthodoxen Kirche Johannes, dem „Vorläufer“ gewidmet.

Wenn es nun nach den Vorstellungen hiesiger „Virologen“ und der ihnen hörigen Teile des Dummvolkes ginge, sollte zumindest Moskau in ca. zwei bis vier Wochen ausgestorben sein. Die Parade fand ja ohne Mundschutz statt und Putin, ebenso wie alle anderen, achtete nicht auf Abstand. Damit würden die Träume der polnischen Herrscher des 17. Jahrhunderts, die von Napoleon und von Hitler Wirklichkeit. Moskau wäre gefallen.

Ich vermute mal, Putin hat riesige Bildungslücken. Er kennt den Großen Kaiserlichen Hof- und Staatsvirologen von Angela I. gar nicht, geschweige denn den Oberveterinär vom Robert-Koch-Institut. Doch gerade aus Anlaß des Großen Vaterländischen Krieges sei daran erinnert: Die Russen sind ungeheuer zäh, opferbereit, klug und immer in der Lage die westliche Zivilisation zu überraschen. So auch diesmal. Wer tauchte putzmunter und durch die dunkle Brille eher mit der Anmutung eines Bodyguards in Putins Nähe auf? Der pöhse Diktator Alexander Lukaschenko aus Belarus, der nach den Theorien hiesiger „Virologen“ auch längst tot sein müßte. Er hatte am 9. Mai die Parade in Minsk durchführen lassen, ohne Mundschutz und ohne Abstand.

Nun hat Putin aber aus Anlaß dieses 75. Jahrestages nicht nur das Militär aufmarschieren lassen. Er hat auch andere wichtige Signale gesetzt.

Wenn die Kameraeinstellungen (jedenfalls auf RT deutsch) bei seiner Rede, nicht zufällig sind, dann waren das starke Hinweise auf die Einheit des Volkes über die Standesschranken hinweg. Es sah so aus, als würden ihm Minin und Poscharski im Hintergrund beistehen:

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Das Denkmal für Fürst Dmitri Poscharski und den Mann aus dem Volke Kusma Minin erinnert an deren Wirken in der sog. „Zeit der Wirren“ und an die Vertreibung der polnischen Besatzung aus Moskau.

Damit bin ich bei Putins lange angekündigtem Artikel zur Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges. Ins Deutsche übersetzt hat ihn Thomas Röper: https://www.anti-spiegel.ru/2020/ueberraschender-inhalt-putins-artikel-ueber-den-weg-in-den-zweiten-weltkrieg-wurde-veroeffentlicht/

Es zwar nichts absolut Sensationelles, doch kann ein Staatsführer, zumal einer so bedeutenden Nation wie Rußland, nicht mit einem Schlag das gesamte Geschichtsbild seines Volkes über den Haufen werfen.  Was dabei herauskommt, wenn man einem Volk seine Traditionen raubt, sowohl in geistiger wie in materieller Hinsicht, kann ja am deutschen Volk oder dem, was davon übrig ist, besichtigt werden.

Am heutigen Zustand der Deutschen, dem Herabsinken zu einer Bevölkerung von Schlafschafen und Dumpfbacken, tragen die Russen wohl am wenigsten Schuld. In ihrer Besatzungszone setzten sie zwar harte Reparationsmaßnahmen durch, aber, und das sei allen „DDR 2.0; DDR 3.0“ und ähnlichen Quatsch plärrenden Doofmichels aus dem sog. „Widerstand“ (ein Wort, das sie auch meistens falsch schreiben) gesagt: Weder die Sowjetunion noch deren Satrapen aus der DDR haben jemals einen Völkermord am deutschen Volk versucht oder begangen. Sie haben das Volk mit Propaganda überzogen, aber die geistige und seelische Substanz des deutschen Volkes nie angegriffen oder versucht zu beseitigen.  Die gebildeten Russen haben die deutsche Kultur bewundert. Das ging bis hin zu den militärischen Traditionen, die man noch heute auf dem Roten Platz bestaunen kann. Die Uniformen sind an die Zarenzeit angelehnt (Preobrashenski-Regiment), aber der Schritt ist der preußische Stechschritt und der preußische Exerzierschritt (wie auch in vielen anderen Armeen der Welt). Auch in der NVA wurden diese als „Paradeschritt“ praktiziert. (NB: In der NVA der DDR trugen die Generäle, Admiräle und Offiziere Ehrendolche und Ehrensäbel. Das Tragen solcher Waffen gibt es in der Bundeswehr nicht. Ich glaube aber in Militärkreisen sind solche Gimmicks sehr wichtig. Vielleicht ist das auch ein Hinweis auf das Verhältnis der Besatzer zu den Besetzten.)

Ein Punkt, den Putin „natürlich“ ebensowenig berührt wie den Winterkrieg 1939/40, ist die Verteufelung Preußens durch die Siegermächte einschließlich der Sowjetunion. Die DDR öffnete sich in den 80er Jahren mit gebotener Vorsicht der preußischen Tradition. Die DDR-Bürger rieben sich damals die Augen als große Biographien über Friedrich II. und Bismarck erschienen und Unter den Linden in Berlin das Reiterdenkmal des Alten Fritz wieder aufgestellt wurde. Was mich als Fangirl des großen Immanuel allerdings an diesem preußischen Denkmal stört, ist, daß Kant dort unter dem Hintern des königlichen Gauls verewigt ist.

Irgendwann wird sich auch die russische Geschichtsschreibung eingehender mit dem Denken und Handeln von „Väterchen Stalin“ befassen müssen. Viele der Verbrechen (nicht nur Katyn), die Deutschen in die Schuhe geschoben wurden, hatten ihre Ursache im Versagen der sowjetischen Führung, bis dahin, daß diese höchstwahrscheinlich über Richard Sorge genau über den Angriffstermin der Deutschen informiert war.

Ich bin weder Militärhistoriker noch -stratege und möchte z.B. das akribisch zusammengetragene Zahlenwerk zur Aufrüstung auf beiden Seiten von Schultze-Rhonhof nicht in Frage stellen. Allerdings sollte man dabei folgendes berücksichtigen und mag man zur Oktoberrevolution stehen wie man will: Die sowjetische Führung hatte aus den der Revolution folgenden Ereignissen gelernt, daß sie im Grunde niemandem trauen konnte und stets auf einen Krieg vorbereitet sein mußte. Die westlichen Mächte unterstützten die „weiße“ Bürgerkriegspartei und Deutschland hatte den sog. „Raubfrieden“ von Brest-Litowsk geschlossen. Im Zusammenhang mit diesem Friedensvertrag sollten auch die Rollen von Lenin und Trotzki genauer untersucht werden. Trotzki empfand diesen Frieden als so bedrückend, daß er ihn nicht schließen wollte. (NB: Die Reiterarmeen von Marschall Budjonny brachten es in der Zeit nach der Revolution zu sagenhaftem Ruhm, vielleicht rettete das Budjonny bei den Säuberungen in den 30er Jahren das Leben, vielleicht war es auch der Fakt, daß er eine „altmodische“ Waffengattung vertrat, die Kavallerie. Damit konnte er keine große Rolle mehr in modernen Kriegen spielen und Stalin auch nicht gefährlich werden.) Die Marschälle Blücher und Tuchatschewski überlebten die 30er Jahre jedenfalls nicht.

Das wäre ein Gegenargument, nicht das wichtigste, daß man doch nicht die talentiertesten Militärs umbringt kurz bevor man einen großen Krieg vom Zaune brechen will. Leute wie Shukow traten während des Krieges nach vorn und gerade Shukow wurde ja an fast alle Fronten geschickt, um jedesmal wieder die Niederlage  abzuwenden. Welche Rolle er nach Stalins Tod und beim Tode Berijas spielte, wird wohl auch noch zu erforschen sein. Das ist keine rein sowjetische Angelegenheit, denn die sog. „Stalin-Note“ von 1952, die der Westen unbeachtet gelassen hat, soll ja auf Berija zurückgehen. Daß Shukow aber an der Ermordung Berijas (der zweifellos sehr blutige Hände hatte) beteiligt war, darf als gesichert gelten.

Ein weit gewichtigeres Argument gegen die These vom Präventivschlag der Deutschen gegen die hochgerüsteten Russen scheint mir aber zu sein, daß die Sowjetunion/Rußland seit jeher eine Landmacht war/ist. Die Militädoktrin der Landmächte ist eine andere als die der Seemächte Großbritannien/USA. Und: Ideologie ist noch etwas anderes als Militärdoktrin, wenn das eine auch nicht unabhängig vom anderen besteht. (NB: China ist ebenfalls traditionell Landmacht und verhält sich z.B. in Afrika auch so. Die Tendenz zur Weltmacht, die auch die Beherrschung der Meere einschließt, ist beim modernen China aber zweifellos vorhanden.) Die Sowjetunion wollte ihre Grenzen schützen und sie zu diesem Zwecke auch hinausschieben, aber sicher nicht bis nach Deutschland. So wird auch der Hitler-Stalin-Pakt mit den Geheimprotokollen und der Winterkrieg gegen Finnland erklärbar. Letzteren erwähnt Putin nicht. Rätselhaft bleibt, warum dieser Krieg gegen das kleine Finnland so grottenschlecht von sowjetischer Seite geführt wurde. Der Spekulation darüber sind Tür und Tor geöffnet, das ist aber nicht mein Thema.

Außerdem ging die marxistische Ideologie ursprünglich von einer Revolution in allen entwickelten Ländern gleichzeitig aus, aber auch Lenins Hoffnungen auf Deutschland hatten sich zerschlagen. Noch einmal: gerade in diesem Zusammenhang wäre es interessant, was Stalin wirklich über die Nationalsozialisten und Hitler dachte. Doch, falls darüber mehr als das bisher Veröffentlichte vorhanden ist, wird das wohl noch lange unter Verschluß bleiben. Es könnte das Narrativ des Großen Vaterländischen Krieges zu stark beschädigen. Immerhin löste Stalin ja Hitlers „Staatsgefangenen“ Nr. 1, Ernst Thälmann, nicht aus und die KPD als Teil der von Moskau gesteuerten Komintern hatte offenbar kein tragfähiges Sicherheitskonzept für ihren Vorsitzenden.

Ich vermute, daß sowohl die Deutschen als auch die Sowjets noch einige Zeit nach dem September 1939 glaubten, sie könnten ihre gegenseitigen Beziehungen noch lange so wie gehabt fortsetzen. Hitlers Handeln 1941 ist aber derart absurd, daß ich den Thesen von Nikolai Starikov zuneige. Die deutsche Übersetzung gibt es hier: http://www.dr-schacht.com/Starikov_Wer_hat_Hitler_gezwungen_STALIN_zu_ueberfallen.pdf. Vermutlich war es nicht allein der Leibarzt Dr. Morell, der Hitler dopte.

In unseren Tagen, wo ein Ringen wahrhaft biblischen Ausmaßes stattfindet, kann Putin nicht die identitätsstiftende Erzählung vom Heldentum des Sowjetvolkes demontieren, das würde Rußland zu stark schwächen. Falsch ist diese Heldenerzählung ja auch nicht, nur mußte der Heldenmut des Volkes zum großen Teil die Fehler und Grausamkeiten der Führung kompensieren.

Der Ansatz, zunächst einmal die polnische Haltung, noch nicht gegenüber den im Machtbereich Polens  lebenden Deutschen, wohl aber gegenüber Hitler, den Westmächten, der Sowjetunion, besonders gegenüber der Tschechoslowakei und andeutungsweise auch gegenüber den Juden ungeschönt darzustellen, ist ein großer Fortschritt auf dem Wege zum Aufdecken der historischen Wahrheit.

Putins Ausführungen zum Verhalten der Westmächte gegenüber der Tschechoslowakei mögen das heutige naive Publikum vielleicht überraschen. Geht doch die gängige Erzählung so: Friedliebende Westmächte wollten, wenn auch unter schweren Opfern (natürlich nicht ihren eigenen) für Frieden sorgen. Pöhser Adolf nahm die Tschechoslowakei und hielt sich im Übrigen nicht an die Abmachungen. Soweit ich mich an den Geschichtsunterricht in meiner Jugendzeit erinnere, haben wir damals schon in diese Richtung gedacht. Die Westmächte begingen Verrat an ihren Bündnispartnern. Die Sowjetunion nahm das als Fingerzeig auf einen möglichen Verrat auch ihr gegenüber. Es gab irgendwann in den 70er Jahren sogar einen Film über das Münchner Abkommen. Er hieß „Tage des Verrats“.  Selbstverständlich war auch für uns damals Hitler mit seinen Nazis das absolut Böse. An diesem Punkt treffen sich bis heute östliche und westliche Propaganda. Dieser Punkt müßte aufgelöst werden. Heute würde das aber nicht nur die Stabilität Rußlands gefährden, sondern es würde auch von den meisten deutschen Doofmichels nicht akzeptiert werden.

Ich weiß, daß die absolute Wahrheit niemals erreicht werden kann, ja, daß auch Rankes Ziel der Geschichtsschreibung, zu zeigen „wie es wirklich gewesen“ sei, unerreichbar ist.  Doch einige Lügen werden nun höchst offiziell zerschlagen und damit wird wieder ein Stück des Weges für die Wahrheit gebahnt. Die Linie von Minin/Poscharski zu Putin steht also.

 

Mal was ganz anderes – Erdbeersommer

IMG_20200617_103740      Ich komme gerade vom Erdbeerfeld. Der Beifang ist Kamille, die hängt schon zum Trocknen. Ein anderes Zweiglein hat sich druntergemischt, ich nehme an, es ist Augentrost, muß ich mir nochmal ansehen. Vorige Woche war es die reinste Viecherei auf dem Erdbeerfeld, die Beeren fanden die Kälte und Nässe nicht so toll, aber auch da hatte ich die Schüssel voll. Das Schöne an den großstädtischen Erdbeerfeldern ist ja, daß es hier zuhauf solche Typen gibt, von denen drei Stück vor einem durch die Furche gehen können und man selbst läuft hinterher und sammelt die schönsten Beeren ein. Die trauen sich nicht, in die Staude hineinzugreifen, sondern nehmen nur von außen weg.

Marmelade war vorige Woche, außerdem soll ja Marmeladekochen eine Erscheinungsform weiblicher Alterspubertät sein, na meinetwegen. Diesmal werde ich einfach so einkochen. Da die Küche jetzt nicht so sehr mein bevorzugtes Wirkungsfeld ist und ich mir das ganze Zeug auch nicht merken kann, benutze ich als Anleitung außer meinem DDR-Kochbuch seit kurzem einen wunderschönen Blog und You-Tube-Kanal, nämlich Kalinkas Küche.

Den Rest der Beeren werde ich wieder zu Torte verarbeiten. Letzte Woche gab es Kaffeeklatsch mit der Nachbarin, mal sehen, wen ich diesmal verführen kann 😉

Bekommt der liebe Klaus jetzt richtig Ärger?

Heute flatterte eine Mail von Dr. Lanka in mein Postfach, hier kann man den Inhalt lesen: http://wissenschafftplus.de/newsletter_read_online/b0de9204cddf2e0b/c644790c48cd3168

Für Interessierte noch ein bisschen Nachschlag: https://wissenschafftplus.de/uploads/article/wissenschafftplus-fehldeutung-virus-teil-2.pdf

Dr. Lanka ist derjenige, der 2016 ein Urteil des OLG Stuttgart erwirken konnte (12 U 63/15), in dem festgestellt wurde, daß sein Prozeßgegner keinen wissenschaftlichen Beweis für die Existenz des Masernvirus hatte erbringen können. Der BGH nahm dessen Beschwerde nicht zur Entscheidung an (I ZR 62/16; ist auf der Seite des BGH nicht abrufbar, weil dort solche Entscheidungen nicht veröffentlicht werden).

So war es logisch, daß Lanka sich mit dem Corona-Virus beschäftigte. Er hat Drosten angezeigt wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach Völkerstrafgesetzbuch.

Natürlich ist es so, daß Drosten „nur“ berät und die Politster die Entscheidungen treffen. Er hat das selbst auch wiederholt gesagt, z.B. hier: https://youtu.be/EeluJJqQamg

Nach Lankas Meinung verletzt Drosten aber vorsätzlich wissenschaftlich anerkannte Standards und begeht dadurch Betrug. Dazu kommt, daß er sehr genau weiß, welchen Stellenwert und Einfluß seine Beratertätigkeit in der Politik hat und genau dadurch macht er sich mitschuldig.

Ich bin ja sowieso der Meinung, daß Drosten als Berater gecastet wurde.  Er hat sich in seiner Jugend hohe wissenschaftliche Verdienste erworben und seine Entdeckung des SARS-CoV-Virus auch sofort kostenlos publiziert. Das wäre tatsächlich eines Kommunikationspreises würdig gewesen, dieser wurde aber aus anderen Gründen erst 2020 eigens für ihn geschaffen. Damals, 2005, wurden er und sein Mitstreiter mit dem Großen Bundesverdienstkreuz am Bande dekoriert.

Trotzdem wäre er dadurch noch nicht unbedingt als Regierungsberater geeignet. Aber er besitzt doch eine irgendwie sympathische Ausstrahlung. Und ehrlich: Wem von uns Normalos gelingt es schon, immer mit perfekter Frisur am Morgen das Haus zu verlassen? Man kann sich bei dieser modernen Interpretation des „zerstreuten Professors“  kaum vorstellen, daß er ein eiskalter Lügner und Frontmann im Dienste der Machteliten ist. Die Vorstellung, daß Bill Gates ein Lügner, Betrüger und Schlimmeres ist, fällt bedeutend leichter. Alle Hinweise auf Widersprüche in seinen Aussagen bügelt Drosten gekonnt, aber eben nicht arrogant wirkend, mit Hinweis auf den wissenschaftlichen Prozeß ab. (Nun läuft Wissenschaft tatsächlich nicht so, wie sich das der kleine Fritz vorstellt und auch vorstellen soll, Drostens Hinweise auf diesen Prozeß verfangen aber in der Regel nicht. Das wäre viele eigene Beiträge wert.)

Drosten schleppt ja mittlerweile eine lange Geschichte mit sich herum.

Da ist sein Wirken in der Schweinegrippe-Pandemie, z.B. hier: https://www.deutschlandfunk.de/zwischen-alarmismus-und-wirklichkeit.724.de.html?dram:article_id=99775 (Der DLF zieht kritisch Bilanz und geht auch auf die Änderung der Pandemie-Definition durch die WHO ein) oder hier, bevor die Süddeutsche zur Alpenprawda wurde: :  https://www.sueddeutsche.de/wissen/schweinegrippe-die-welle-hat-begonnen-1.140006 (In dem Artikel ruft Drosten sogar zum Impfen auf.)

2011 erforscht Prof. Drosten Fledermäuse: https://youtu.be/BzjqOi3Vd8Q

„Zufälligerweise“ wurden am Anfang der jetzigen Pandemie ständig die Bilder gezeigt, auf denen Chinesen (in Wuhan) Fledermäuse verspeisen. So, wurde postuliert, sei das Virus auf den Menschen übergesprungen.

Wer nun immer noch nicht weiß, was es mit dem lieben Klaus auf sich hat, schaue bei bennos-project nach. Am besten beginnt man mit dem ersten Video einer ganzen Reihe und „arbeitet“ sich chronologisch durch 😉  

 

Gerade hier wird mit dem netten Image von Drosten gespielt. Der liebe Klaus ist immer völlig verpeilt, wenn er den Virologen geben soll, ein Ding, in das er sich selber reingeritten hat. Tritt er aber in seiner eigentlichen Profession als Schauspieler auf, wirkt er selbstsicher und manchmal, gegenüber dem Regisseur Wolfi Wodarg, sogar fordernd. Vielleicht steckt in Bennos Projekt tatsächlich die ganze Wahrheit.

 

 

 

 

Heute, 13. Juni

…wäre der 113. Geburtstag meiner Oma. Ihr könnt sie sehen, wenn Ihr die „Ergänzungen zum Roman“ anklickt. Sie hatte ein sehr schweres Leben. Aber während die RAF im Krieg über unser Nest flog, um die nächstgelegene größere Stadt, die „vogtländische Hauptstadt“ Plauen in Schutt und Asche zu legen, ging sie nicht in den Luftschutzkeller, sondern beobachtete das Geschehen von der Straße aus.

Mir hat diese Vorstellung immer Kraft gegeben, die Nachbarn zitternd im Luftschutzkeller und meine Oma auf der Straße. Sie war sich sicher, daß ihr nichts passieren würde.

Heute ist zwar meteorologisch noch nicht Sommeranfang, aber nun bin ich selber Oma und mein linkes Knie sagt mir seit Tagen, daß der Sommer losgeht. Ich war lachend im Park und habe die Eichhörnchen gefüttert und dem Leben gedankt. Meine Oma wäre bestimmt dabei gewesen, auch wenn sie das folgende Lied nicht kannte, aber es sei ihr heute gewidmet:

 

 

Mir sind viele Lichter aufgegangen

Exif_JPEG_420 Das sehe ich zur Zeit vom Balkon aus. Auf der rechten Seite, so im oberen Drittel schimmert ein wenig Grau. Das ist eine Taube, die eine Etage (Astgabel) weiter unten wohnt, dort hat sie ein Nest. Als ich einzog, mußte ich tief runter auf die Kiefer schauen, mittlerweile überragt sie fast das Haus. Ach, wenn doch recht vielen Menschen so viele Lichter aufgesteckt würden.

Nachtrag und Ergänzung zu meiner Pfingstexpedition und zu Leo Stettin

Exif_JPEG_420 Wenn ich auf dem Frankfurter Bahnhof bin, wie diesmal auch auf der Hin- und Rückfahrt, gehe ich immer zum Bahnsteig 7, dorthin, wo ich die kleine abgebrochene Blume fotografiert habe. Längst ist auch das Schild und die Gedenkstätte beseitigt. Die Erinnerung an den kleinen Leo Stettin soll ausgelöscht werden. In Hanau dagegen die Inszenierung am Gebrüder-Grimm-Denkmal, alles mit Bild und Namen.

Gestern, nachdem ich wieder zu Hause war, mußte ich meine Lebensmittelvorräte  auffrischen.  Auf dem Rückweg vom Supermarkt sah ich dieses Bild. Ich gehe sehr oft dort vorbei, habe das aber noch nie gesehen. Vielleicht hängt es seit vorigem Jahr und wird regelmäßig erneuert, denn ein einfacher Zettel wie dieser, sieht nach fast einem Jahr nicht mehr so neu aus. Das Haus ist ein ziemlich großes Eckhaus mit zwei leerstehenden Läden im Erdgeschoß. Hier ist die Ladentür an der Ecke zu sehen. Das Haus ist bewohnt. Es hängen aber keine bemalten Bettlaken aus den Fenstern wie in den Domizilen der Antifa, die hier trotzdem regelmäßig die Häuser und Mauern verschmiert. Aber dieser Zettel ist unversehrt. Auch wenn das keine „würdevolle Gedenkstätte“ ist in all dem Schmutz und der Armut, so muß der Urheber doch ein großes, gütiges und mitleidiges Herz haben und über Verstand und Erinnerungsvermögen verfügen.

Pfingsten und Corona

Exif_JPEG_420 Pfingsten war ich in Hanau. Diese beiden Herren stehen dort vor dem Rathaus (im Hintergrund, eingerüstet). Aschenputtels Tauben waren auch da. Sie lassen sich gerne auf den Köpfen ihrer Chronisten nieder. Ein wenig fragend sahen die Brüder Grimm auf ihren Sockel herab. Dieser ist zugepappt mit Bildern von „Einheimischen“, außerdem stehen überall Kerzen zum Gedenken an den Anschlag im vorigen Jahr. Ich nächtigte ganz in der Nähe in einem Hotel, direkt gegenüber der Shishabar, in der der Anschlag stattgefunden hatte. Auch dort Bilder, Kerzen und ein vertrockneter Kranz von der SPD. Dort ist es ja auch in Ordnung, aber was, bitte, haben die Gebrüder Grimm mit dem Ereignis zu tun (außer vielleicht, daß die Mainstreammedien Märchen darüber verbreiteten)?

Links, das bin ich (aufgrund der Umstände zunächst ein Schatten meiner selbst) in Hanau auf dem Marktplatz, vor dm. Rechts, das ist meine Maske, im Rohzustand. Hier in Leipzig trage ich ja die Bandana-Tücher. Aber, wenn ich schon über die Zonengrenze in den Westen fahre, wollte ich auch nicht provokativ rüberkommen, vor allem nicht bei meiner Verwandtschaft. Ich bin ja nicht wegen der Brüder Grimm hingefahren, sondern um meine Enkel zu sehen. Mein Besuch war nicht erwünscht, deshalb die Hotel-Übernachtung, denn ich könnte ja aus Leipzig oder aus dem Zug Viren einschleppen. Die Enkel sind meist bei den anderen Großeltern, aber auch dort müssen sie Abstand halten, das wird von beiden Seiten gewünscht.

Da ich nun aber einmal in der Nähe war, durfte ich die Tage mit den Enkeln unter den gestrengen Augen meines Schwiegersohnes an der frischen Luft verbringen. Die Jungs freuten sich sehr, aber … Abstand. Mein Schwiegersohn ist wirklich hochintelligent und stimmt in vielen Ansichten mit mir überein. Aber dort im Westen und vor allem in meiner dortigen Familie gibt es tatsächlich schreckliche, zerstörerische Viren, Angstviren. Zuerst dachte ich, er will mich provozieren, aber nein, die meinten das alles ernst. Die haben wirklich Angst vor Corona und glauben der „Staats“propaganda. Mir ist es ein Rätsel, warum gerade hier jeglicher Verstand aussetzt. Wie kann ein auch nur halbwegs gebildeter Mensch Gestalten wie den lieben Klausi ernstnehmen? Oder die tägliche Ziehung der Corona-Zahlen durch das RKI? Ich begreife es nicht.

Der kleinere meiner Enkel ist etwas altklug. Natürlich näherte er sich mir auch auf weniger als die vom Papa verfügten 3 Meter, er weiß ja auch nicht wie lang 3 Meter sind. Aber ca. eine Armlänge vor mir blieb er immer stehen und dann kam energisch „Abstand halten!“. Einmal rannte der Große mit ausgebreiteten Armen auf mich zu und lachte dabei wieder so fröhlich und unbeschwert wie er es als ganz kleiner Junge getan hatte, bevor seine Mutter (meine Tochter) ihn oft sehr ungerecht behandelt hatte (sie hat sich ja auch von mir abgewandt). Aber ca. 1 Meter vor mir blieb er stehen, das Gesicht nahm den resignierten Ausdruck an, den er auch bei anderen Gelegenheiten manchmal drauf hat, er schüttelte den Kopf und blieb stehen. Da sein Vater dabei war, traute ich mich auch nicht weiter ran, denn ich möchte die Kinder nicht gegen die Eltern aufhetzen. Außerdem hätten sie vielleicht ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich den Eltern heimlich widersetzen, das wollte ich nicht. Die Verachtung, die ich für meine Verwandtschaft hege (nicht für die Kinder!), ist mittlerweile abgrundtief, jedenfalls tiefer als 3 Meter. Aber meine Enkel will ich behalten, der Rest kann mir gestohlen bleiben. Mit denen gibt es nur noch Kontakt, soweit es sein muß, um meine Enkel nicht zu verlieren. Die ganze Vielfalt der Demütigungen, die mir zu Pfingsten zuteil wurden, werde ich nicht hier ins Netz stellen.

Ansonsten bot Hanau viel Amüsement für jemanden wie mich, der nicht an den Hoax glaubt. Ein Museumsbesuch in Schloß Philippsruhe war recht lustig. Ich war die einzige Besucherin, durfte das Museum aber nicht über eine Treppe verlassen, da hätte ja jemand raufkommen können. Leider ging der Fahrstuhl auch nicht. Am Schluß bemühten sich drei Damen mit Sprechfunkgeräten um mich und ich wurde über diverse Schleichwege hinausgeleitet. Die waren ausnehmend höflich und der Vorfall mit dem Fahrstuhl war ihnen offensichtlich peinlich, aber es müssen sehr strenge Vorschriften sein, die sie haben, denn der kurze Weg über die nächstgelegene Treppe blieb mir versperrt. An der Museumskasse muß man auch seine persönlichen Daten hinterlegen und bekommt dafür ein Bändchen in Neonfarben fürs Handgelenk. Ich hatte das Ding glücklicherweise drangelassen. Als ich nämlich nachmittags für Schwiegersohn und Enkel Kuchen aus dem Museumscafé holen wollte, wurde ich aus einem ganzen Pulk von Menschen rausgewunken und es wurde mir gestattet gleich hoch ins Café zu gehen. Alle anderen mußten erst ihre Daten aufschreiben.

In Hessen muß man die auch preisgeben, wenn man irgendwo in einer Gaststätte oder auch nur einer Bäckerei draußen sitzen und einen Kaffee trinken will. Masken müssen sogar auf dem Wochenmarkt unter freiem Himmel getragen werden, ebenso in Einkaufszentren, nicht nur in den Geschäften. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, am Sonnabend früh über den schönen Wochenmarkt am Rathaus zu schlendern und meine Maske extra mit dem Schriftzug „Maulkorb“ versehen, aber der Spaß war dann doch getrübt.

Im Bus bekam ich für meine beschriftete Gesichtswindel mehrmals Sympathiebekundungen. Auch habe ich in Hanau das hier gesehen:

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  Also regt sich doch Widerstand.

Viele Menschen rennen dort aber auf offener Straße mit dem Gesichtslappen rum. Die Stadt hat  Schilder mit folgendem Inhalt aufgestellt (leider habe ich die nicht fotografiert, das folgende ist aus Twitter reinkopiert. Aber die Schilder sahen genau so aus, ich schwör!)

Stadt Hanau@brueder_grimm


Weil so viele nett gefragt haben, die Maskenpflicht gilt:
✔ 😷 in Geschäften
✔ 😷 im ÖPNV
❌ 🙂 NICHT auf der Straße
Alle Infos: https://bit.ly/FAQsMaskenpflicht 
Übrigens: Viele textile Barrieren erfüllen den Zweck einer Alltagsmaske!

Möglicherweise haben sie doch Angst um die Volksgesundheit? Oder die Wessis sind so doof, daß man ihnen sagen muß, daß sie den Maulkorb manchmal abnehmen dürfen.
Heute habe ich den halben Tag völlig unbehelligt mit einer Freundin im Leipziger Stadtzentrum in einem Café verbracht, ohne Maske, ohne Angabe persönlicher Daten, nur die Bedienungen müssen leider mit Maulkorb rumrennen.
Schon bei Überschreiten der sächsischen Landesgrenze am Pfingstmontag kamen mir dumme Gedanken und Erinnerungen. Wenn uns nämlich unsere Westverwandtschaft  mal wieder spontan und überraschend besuchte, sagten meine Oma und meine Mutter immer: „Ihr seid ganz anders, ihr seid so frei.“ Das Gefühl hatte ich damals auch, es stimmte wohl. Nun aber, mehr als 50 Jahre später, fühle ich mich bei der Heimkehr in den Osten viel freier als in den westlichen Gefilden, obwohl es das angenehme Leben dieser damaligen besseren Zeit nirgendwo mehr gibt.