Pfingsten und Corona

Exif_JPEG_420 Pfingsten war ich in Hanau. Diese beiden Herren stehen dort vor dem Rathaus (im Hintergrund, eingerüstet). Aschenputtels Tauben waren auch da. Sie lassen sich gerne auf den Köpfen ihrer Chronisten nieder. Ein wenig fragend sahen die Brüder Grimm auf ihren Sockel herab. Dieser ist zugepappt mit Bildern von „Einheimischen“, außerdem stehen überall Kerzen zum Gedenken an den Anschlag im vorigen Jahr. Ich nächtigte ganz in der Nähe in einem Hotel, direkt gegenüber der Shishabar, in der der Anschlag stattgefunden hatte. Auch dort Bilder, Kerzen und ein vertrockneter Kranz von der SPD. Dort ist es ja auch in Ordnung, aber was, bitte, haben die Gebrüder Grimm mit dem Ereignis zu tun (außer vielleicht, daß die Mainstreammedien Märchen darüber verbreiteten)?

Links, das bin ich (aufgrund der Umstände zunächst ein Schatten meiner selbst) in Hanau auf dem Marktplatz, vor dm. Rechts, das ist meine Maske, im Rohzustand. Hier in Leipzig trage ich ja die Bandana-Tücher. Aber, wenn ich schon über die Zonengrenze in den Westen fahre, wollte ich auch nicht provokativ rüberkommen, vor allem nicht bei meiner Verwandtschaft. Ich bin ja nicht wegen der Brüder Grimm hingefahren, sondern um meine Enkel zu sehen. Mein Besuch war nicht erwünscht, deshalb die Hotel-Übernachtung, denn ich könnte ja aus Leipzig oder aus dem Zug Viren einschleppen. Die Enkel sind meist bei den anderen Großeltern, aber auch dort müssen sie Abstand halten, das wird von beiden Seiten gewünscht.

Da ich nun aber einmal in der Nähe war, durfte ich die Tage mit den Enkeln unter den gestrengen Augen meines Schwiegersohnes an der frischen Luft verbringen. Die Jungs freuten sich sehr, aber … Abstand. Mein Schwiegersohn ist wirklich hochintelligent und stimmt in vielen Ansichten mit mir überein. Aber dort im Westen und vor allem in meiner dortigen Familie gibt es tatsächlich schreckliche, zerstörerische Viren, Angstviren. Zuerst dachte ich, er will mich provozieren, aber nein, die meinten das alles ernst. Die haben wirklich Angst vor Corona und glauben der „Staats“propaganda. Mir ist es ein Rätsel, warum gerade hier jeglicher Verstand aussetzt. Wie kann ein auch nur halbwegs gebildeter Mensch Gestalten wie den lieben Klausi ernstnehmen? Oder die tägliche Ziehung der Corona-Zahlen durch das RKI? Ich begreife es nicht.

Der kleinere meiner Enkel ist etwas altklug. Natürlich näherte er sich mir auch auf weniger als die vom Papa verfügten 3 Meter, er weiß ja auch nicht wie lang 3 Meter sind. Aber ca. eine Armlänge vor mir blieb er immer stehen und dann kam energisch „Abstand halten!“. Einmal rannte der Große mit ausgebreiteten Armen auf mich zu und lachte dabei wieder so fröhlich und unbeschwert wie er es als ganz kleiner Junge getan hatte, bevor seine Mutter (meine Tochter) ihn oft sehr ungerecht behandelt hatte (sie hat sich ja auch von mir abgewandt). Aber ca. 1 Meter vor mir blieb er stehen, das Gesicht nahm den resignierten Ausdruck an, den er auch bei anderen Gelegenheiten manchmal drauf hat, er schüttelte den Kopf und blieb stehen. Da sein Vater dabei war, traute ich mich auch nicht weiter ran, denn ich möchte die Kinder nicht gegen die Eltern aufhetzen. Außerdem hätten sie vielleicht ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich den Eltern heimlich widersetzen, das wollte ich nicht. Die Verachtung, die ich für meine Verwandtschaft hege (nicht für die Kinder!), ist mittlerweile abgrundtief, jedenfalls tiefer als 3 Meter. Aber meine Enkel will ich behalten, der Rest kann mir gestohlen bleiben. Mit denen gibt es nur noch Kontakt, soweit es sein muß, um meine Enkel nicht zu verlieren. Die ganze Vielfalt der Demütigungen, die mir zu Pfingsten zuteil wurden, werde ich nicht hier ins Netz stellen.

Ansonsten bot Hanau viel Amüsement für jemanden wie mich, der nicht an den Hoax glaubt. Ein Museumsbesuch in Schloß Philippsruhe war recht lustig. Ich war die einzige Besucherin, durfte das Museum aber nicht über eine Treppe verlassen, da hätte ja jemand raufkommen können. Leider ging der Fahrstuhl auch nicht. Am Schluß bemühten sich drei Damen mit Sprechfunkgeräten um mich und ich wurde über diverse Schleichwege hinausgeleitet. Die waren ausnehmend höflich und der Vorfall mit dem Fahrstuhl war ihnen offensichtlich peinlich, aber es müssen sehr strenge Vorschriften sein, die sie haben, denn der kurze Weg über die nächstgelegene Treppe blieb mir versperrt. An der Museumskasse muß man auch seine persönlichen Daten hinterlegen und bekommt dafür ein Bändchen in Neonfarben fürs Handgelenk. Ich hatte das Ding glücklicherweise drangelassen. Als ich nämlich nachmittags für Schwiegersohn und Enkel Kuchen aus dem Museumscafé holen wollte, wurde ich aus einem ganzen Pulk von Menschen rausgewunken und es wurde mir gestattet gleich hoch ins Café zu gehen. Alle anderen mußten erst ihre Daten aufschreiben.

In Hessen muß man die auch preisgeben, wenn man irgendwo in einer Gaststätte oder auch nur einer Bäckerei draußen sitzen und einen Kaffee trinken will. Masken müssen sogar auf dem Wochenmarkt unter freiem Himmel getragen werden, ebenso in Einkaufszentren, nicht nur in den Geschäften. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, am Sonnabend früh über den schönen Wochenmarkt am Rathaus zu schlendern und meine Maske extra mit dem Schriftzug „Maulkorb“ versehen, aber der Spaß war dann doch getrübt.

Im Bus bekam ich für meine beschriftete Gesichtswindel mehrmals Sympathiebekundungen. Auch habe ich in Hanau das hier gesehen:

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  Also regt sich doch Widerstand.

Viele Menschen rennen dort aber auf offener Straße mit dem Gesichtslappen rum. Die Stadt hat  Schilder mit folgendem Inhalt aufgestellt (leider habe ich die nicht fotografiert, das folgende ist aus Twitter reinkopiert. Aber die Schilder sahen genau so aus, ich schwör!)

Stadt Hanau@brueder_grimm


Weil so viele nett gefragt haben, die Maskenpflicht gilt:
✔ 😷 in Geschäften
✔ 😷 im ÖPNV
❌ 🙂 NICHT auf der Straße
Alle Infos: https://bit.ly/FAQsMaskenpflicht 
Übrigens: Viele textile Barrieren erfüllen den Zweck einer Alltagsmaske!

Möglicherweise haben sie doch Angst um die Volksgesundheit? Oder die Wessis sind so doof, daß man ihnen sagen muß, daß sie den Maulkorb manchmal abnehmen dürfen.
Heute habe ich den halben Tag völlig unbehelligt mit einer Freundin im Leipziger Stadtzentrum in einem Café verbracht, ohne Maske, ohne Angabe persönlicher Daten, nur die Bedienungen müssen leider mit Maulkorb rumrennen.
Schon bei Überschreiten der sächsischen Landesgrenze am Pfingstmontag kamen mir dumme Gedanken und Erinnerungen. Wenn uns nämlich unsere Westverwandtschaft  mal wieder spontan und überraschend besuchte, sagten meine Oma und meine Mutter immer: „Ihr seid ganz anders, ihr seid so frei.“ Das Gefühl hatte ich damals auch, es stimmte wohl. Nun aber, mehr als 50 Jahre später, fühle ich mich bei der Heimkehr in den Osten viel freier als in den westlichen Gefilden, obwohl es das angenehme Leben dieser damaligen besseren Zeit nirgendwo mehr gibt.

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