Jahresrückblick – Ich habe mich verändert

Das wird natürlich kein Jahresrückblick wie in den Medien. Ich ziehe nur so für mich Bilanz.

Das Beste vorweg: meine leiblichen Enkel sind nicht „geimpft“ und werden nicht „geimpft“. Wenn ich sie besuchen will, muss ich aber nun immer ins Hotel, das Wie und Warum begreift kein Mensch, aber die anderen Großeltern wollen sich natürlich vor Dissidenten wie mir „schützen“.

Für meine „Adoptivfamilie“ kommt die „Impfung“ sowieso nicht in Betracht. Der Kontakt ist leider nur noch lose, ich glaube, ihnen bekommt das Hardcore-Landleben nicht wirklich gut.

Die große Baustelle, nämlich das Ermittlungsverfahren, das die Staatsanwaltschaft meint, gegen mich führen zu müssen, zieht sich und kein Mensch kann mir sagen, warum sie es nicht einstellen. Wenn das mal durch ist, werde ich es berichten. Es gehört zu den vielen Unglaublichkeiten in diesem Land, das mal unseres war. Soviel weiß ich aber, es geht dabei nicht um Politik, da bin ich ja auch nicht hervorgetreten, vielleicht aber doch um Einschüchterung.

Seit September war ich auch nicht mehr demonstrieren. Hinter einer verlogenen Schlampe herzutrotten, das werde ich nicht mehr tun. Vor allem deshalb nicht, weil das C.-Thema sich erstmal dem Ende zuneigt und es kein widerständischer Akt mehr ist, ohne Lappen und Abstand mit anderen auf die Straße zu gehen. Da müßte schon mehr geschehen als nur irgendwelche Forderungen aufzustellen und anschließend um den Ring zu latschen, damit die Oma das Haus verläßt.

Im Sommer/Frühherbst hatten auch meine Vogtländer endlich wieder zu sich gefunden und strömten zu Tausenden nach Plauen. Ich habe mir die „Volksversammlungen“ dort im Stream angeschaut. Nicht weiter verwunderlich, daß sie bald abflauten. Der „Organisator“ mag es vielleicht ehrlich meinen, ich weiß es nicht, aber er ist ein großer Selbstdarsteller vor dem Herrn. Und auch hier: Großspuriges Gerede, aber keine wirkliche Perspektive.

Mein Plan ist ja, ins Vogtland zurückzukehren, Leipzig ist ein für mich fast unerträgliches shithole geworden. Mal sehen, ob ich es schon 2023 schaffe. Hätte ich nicht, um meine Rente aufzubessern, einen wirklich tollen Job, hätte ich vielleicht meine Zelte nach fast 50 Jahren schon abgebrochen. Jedenfalls habe ich mich schon im Vogtland umgesehen, Plauen ist Favorit, aber auch Falkenstein und Reichenbach kämen als „Altersruhesitz“ in Frage. Auerbach ist auch schön, aber es würde mich zu sehr an schreckliche Penne-Zeiten erinnern. Die vier Jahre an der EOS waren die schlimmsten meines Lebens, obwohl nicht so viel Gutes und Glückliches nachkam. Nur brauche ich einen Job nebenbei, da ist PL natürlich am besten, vor allem weil ich kein Auto mehr habe. Auch auf diese Errungenschaft der Zivilisation, die man uns streitig machen will, hat man ja in der vogtländischen Hauptstadt Zugriff.

Außerdem: Wir Vogtländer hatten keine Fürsten, da schickte der Kaiser im alten Reich eben nur die Vögte hin, die ein wenig nach dem Rechten sahen. Es gibt auch keine vogtländischen Wappen und Flaggen, obwohl es zur Wende genug Deppen unter meinen Landsleuten gab, die damals in Plauen geschäftstüchtigen Leuten vogtländische Fake-Flaggen aus den Händen rissen. Freiheitlich denkende Rittergutsbesitzer, die auch die Patrimonialgerichtsbarkeit ausübten, hatten wir natürlich. Freiherr von Trützschler auf Falkenstein kämpfte 1848, wie auch Richard Wagner, in Dresden auf den Barrikaden.

Max Hölz wäre ein ganz eigenes vogtländisches Kapitel und was den Umgang mit ihm anbetrifft, der ist bis heute interessant.

Womit ich bei Heiner Reuss angekommen wäre. Ich glaube, die Reussen als altes Adelsgeschlecht entwickelten sich aus diesem Dienstadel im alten Reich. Sie saßen direkt an der vogtländischen Grenze in Greiz-Schleiz-Lobenstein, einem der kleinsten Fürstentümer. Eigentlich müßten wir der Nancy dankbar sein für soviel lustiges Volkstheater, wenn schon überall im Lande die Theater geschlossen werden. Leider geht das alles von unserem Steuergeld ab und ich würde lieber echte Schauspieler und Musikanten davon subventionieren als Prinzen- und Polizistendarsteller. Meine wüste These, was das ganze wirklich war, außer Komödienstadel, behalte ich lieber für mich.

Wie habe ich mich aber verändert?

Während Dummvolk zur „Normalität“ oder dem, was sie dafür halten, zurückkehrt, fällt mir das, wie wohl den meisten Ungestochenen, sehr schwer. Vergeben kann ich vielleicht ein paar Angehörigen, Vergessen niemals. Schwerstkriminellen Politdarstellern und deren bewaffneten oder unbewaffneten Schranzen aller Ebenen kann natürlich niemals vergeben werden.

Mein Motto ist nunmehr: „Niemand ist vergessen und nichts ist vergessen“

Das stammt von der deutsch-russischen Schriftstellerin Olga Bergholz, die während der Belagerung fast jeden Tag in Leningrad im Radio sprach. Ich habe es gesehen, eingemeiselt auf dem dortigen Pskarjewo-Friedhof, als ich 1974 zum ersten Mal diese Stadt besuchte.

Veränderungen, Verhärtungen, habe ich an mir bemerkt. Ich denke nicht, daß das rückgängig zu machen geht, dafür war der Terror zu groß und wenn man die Milgram-Experimente im Hinterkopf hat, weiß man auch, was einem blühen kann. Nicht, oder nur indirekt, vonseiten der Staatsmacht, sondern vom netten Mitbürger.

Also: Ich war an einem Adventssonnabend in Schönefeld in der Kirche.

Nach langen Jahren wurde dort wieder das Weihnachtsoratorium aufgeführt. Links sieht man die Pauken. Als es dann losging, „Jauchzet, Frohlocket…“, da trieb es mir vor Freude fast die Tränen in die Augen. (Nur nebenbei: Den Christbaum hatten die Pfaffen im Kirchenraum schon eingespart, keine Ahnung warum.)

Aber dann: Schräg hinter mir krachte es. Ein Besucher fiel aus der Kirchenbank. Die Aufführung wurde unterbrochen. Leute kümmerten sich. Einer der Herren aus dem Chor war Notarzt und nahm die Erstversorgung vor. In mir stieg kein Mitleid, sondern kalte Wut hoch auf das gestochene Gesindel. (Natürlich weiß ich nicht, ob es sich tatsächlich um einen Gestochenen handelte.) Vor einem Jahr hätte jemand wie ich die Kirche gar nicht betreten dürfen. Da galt 2G und sicher mit Einverständnis des überwiegenden Teils der Gemeinde. Jetzt, wo es wenigstens wieder möglich ist sich einigermaßen frei zu bewegen (wie lange?) verderben sie einem auch noch das Konzert. Der Notarzt gab dann grünes Licht, die Aufführung konnte weitergehen, es sei nur ein diabetischer Schock gewesen, keine Lebensgefahr. Die Rettungssanitäter taten ihren Job dann sehr leise und professionell und es ging weiter.

Kurz vor Heiligabend fuhr ich aus Jux und Tollerei nochmal nach Halle, um mich auf dem Weihnachtsmarkt umzusehen. Ich habe ja einige Jahre in der Stadt gearbeitet und fand den Markt dort immer sehr schön. Hinter Schkeuditz verliert das Virus seine Gefährlichkeit. Wenn man die Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt überquert hat, braucht man keinen Maullappen in der S-Bahn mehr zu tragen. Ich trage sowieso keinen, aber Normal-Doofmichel nimmt den Lappen, wenn überhaupt, erst in Halle ab, nicht schon in Schkeuditz. Klabauterbach wird sowas freuen. Die Stimmung war im Unterschied zu Leipzig sehr gedrückt. Dann konnte ich auch eine der wahrscheinlichen Ursachen dafür sehen. Das Kaufhaus (Galeria) schließt für immer, es war Ausverkauf.

Na ja, auch ich bin rein und sah mich um. Es erinnerte mich an die Zeit vor 30 Jahren als ein Betrieb nach dem anderen pleite ging (gegangen wurde). Eine Frau probierte eine Strickjacke für 2 € an und sagte, das alles sei sehr traurig. Genauso empfand ich es. Doch dann: Mir fiel ein, dass ich vor einem Jahr diesen Konsumtempel gar nicht hätte betreten dürfen. Die meisten Kunden und VerkäuferInnen haben das damals auch völlig in Ordnung gefunden. Da waren meine Tränen versiegt. Stolz und lächelnd ging ich herum, Karma is a Bitch. Schadenfreude war das nicht, aber es verschwindet das Mitgefühl.

Das heißt: Aufpassen, Oma, daß Du nicht zu sehr verhärtest. Aber Härte kann auch schützen und dafür ist ein solcher Panzer gelegentlich ganz gut (Wilhelm Reich sähe das vielleicht anders, aber der kannte C. noch nicht und die Maßnahmen.)

Was kann man sonst noch tun? Sich seiner selbst und seiner Wurzeln vergewissern. Das kann jeder tun und das ist angesichts des herrschenden Kulturverlusts und der Bestrebungen des Regimes uns, aber auch die Zugewanderten, von den je eigenen Wurzeln zu trennen auch notwendig. Diese Trennung braucht das Regime, um die Menschen, oder was von ihnen übrig ist, zu kontrollieren und zu dezimieren. Also: Seht Euch erstmal in der eigenen Familie um: Wer waren Eure Eltern, Großeltern, Familie, Lehrer? Was taten sie, wie arbeiteten und lebten sie? Wie sah das Leben in Euren Ort aus? Laßt das Band zwischen den Generationen nicht reißen oder knüpft es neu.

Im Moment bringt das mehr und ist gefahrloser zu bewerkstelligen als große Reden auf Demos zu schwingen. Notwendig ist die Anwesenheit des Volkes auf der Straße aber gelegentlich schon, damit die Schranzen sehen, dass es Widerstand gegen ihre Agenda gibt. Andere können vielleicht mehr oder anderes tun. Für mich steht das jetzt im Vordergrund.