Johannistag und Johannissingen

Johanniskraut                AlterJohannisfriedhofLöwe

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Mittlerweile wuchert hier viel mehr Gestrüpp

Am Johannistag war ich wie fast jedes Jahr (na gut, manchmal mußte ich arbeiten) auf dem alten Johannisfriedhof beim Johannissingen. Veranstaltet wird das von der Nikolaikirche und Pfarrer Stief (hier schreibe ich bewußt Pfarrer!) und dem Verein, der sich dem Gedenken an die Johanniskirche verschrieben hat. Pfarrer Stief macht aus der Veranstaltung kein „Parteilehrjahr“. Man lernt immer ca. 4 Grabmäler näher kennen, es wird gesungen, ja und am Schluß gibt es Vaterunser und Segen.

Ich schätze mal 10% Vollidioten waren in diesem Jahr dabei, die die ganze Zeit Maske trugen (nicht der Pfarrer und sein Adlatus). Na ja, manche rauchen, manche saufen, manche kiffen und manche tragen Gesichtslappen. Jeder ruiniert seine Gesundheit so gut er eben kann und wenn es durch Aussperren der frischen Luft ist, wobei die letztere Art die unerfreulichste ist, aber wir waren ja schließlich auf einem Friedhof, dem ältesten Friedhof der Stadt.

Er ist schon lange nicht mehr in Betrieb. Als der Neue Johannisfriedhof  zu einem Park umgestaltet wurde, brachte man einige Grabmale von dort zum Alten Friedhof. Im 13. Jahrhundert befand sich auf dem Gelände ein Leprosorium. Es lag ja ungefähr auf halbem Wege zwischen Stadttor (Grimmaischem Tor) und Hochgericht. Ein ziemlich düsterer Ort also. Während der Völkerschlacht lebten Soldaten auf dem Gelände, vor allem Verwundete, weil die Lazarette der Stadt nicht mehr ausreichten. Sie verbrannten die Särge, um sich warmzuhalten.

Ich bin immer wieder fasziniert, wenn man aus dem Lärm und Streß der Stadt in diesen Ort der Ruhe eintritt. Im heißen und trockenen Sommer 2018 habe ich in der Nähe gearbeitet. In der Mittagspause gingen die meisten (auch ich) auf diesen Friedhof, um im Schatten der alten Bäume ein wenig Erfrischung zu finden.

Obwohl dort wirklich fast nur Schatten ist, wächst erstaunlicherweise Johanniskraut.

Hier nur ein paar Grabmale und Eindrücke von diesem Ort.

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Eines der bekannteren Grabmale ist das von Fürst Poniatowski. Er kämpfte während der Völkerschlacht auf Seiten Napoleons.

Poniatowski ertrank beim Rückzug in der Weißen Elster und wurde auf dem Alten Johannisfriedhof bestattet. Er war Marschall von Frankreich, sein Name ist auch am Triumphbogen in Paris verewigt. Heute ruht sein Leichnam im Wawel in Krakau.

Exif_JPEG_420  Die Grabmäler der Familie Brockhaus hat man vom Neuen Johannisfriedhof herübergebracht. Sieht nicht nach besonders ehrfurchtsvollem Umgang aus.

Als Philosophin schaue ich natürlich immer bei Hans Driesch vorbei:

Exif_JPEG_420 Dem großen und unkonventionellen Philosophen und seiner Frau sind schlichte Steintafeln gewidmet.

Als ich den Friedhof verließ und zur Straßenbahn laufen wollte, entdeckte ich diesen schönen Brunnen:  Exif_JPEG_420

Ja, und am Schluß kam ich doch noch am Hochgericht vorbei:

Exif_JPEG_420     Henkersschwert 

Das Richtschwert befindet sich aber im Alten Rathaus und Woyzeck wurde nicht am Hochgericht, sondern auf dem Marktplatz hingerichtet.

 

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