Das habe ich noch nie in meinem Leben getan

Ich habe wohl wirklich noch nie ein Kissen aufs Fensterbrett gelegt und stundenlang rausgeguckt. Gut, einmal saß ich (ohne Kissen) schräg auf diesem Fensterbrett und habe eine Mondfinsternis fotografiert, aber einfach so ewig zum Fenster rausgucken ist nicht meins.

Das Wetter war heute wie Waschküche. Ich hatte trotzdem dieses Fenster meines Arbeitszimmers geöffnet, um zu lüften. Dann hörte ich Lachen und Reden vieler Menschen und sah nach. Und richtig, heute war Schulanfang in Sachsen. Das hier ist zwar die Hinterfront der Schule, aber in mehreren Schichten versammelten sich hier die Menschen, um ihre Schulanfänger wieder in Empfang zu nehmen, die mit Ranzen und den allerengsten Familienmitgliedern aus dem Hoftor stürmten. Masken mußten wahrscheinlich drinnen getragen werden, denn manche rissen sich das Ding erst am Tor vom Gesicht, andere hatten es da schon weggesteckt. Ständig Maske trugen nur die Kopftuchschlampen und deren Macker.

Da fiel mir auf, daß heute verkehrte Welt war. Die Deutschen erschienen als Großfamilie, nur wenige waren als sog. Kernfamilie da. Die Deutschen alle festlich gekleidet. Man sah wohl soziale Unterschiede, aber daß der heutige Tag etwas ganz Besonderes war, drückten alle in ihrer Kleidung aus. Viele Mamas in High Heels. Erst dachte ich, die spinnen. Dann fiel mir ein, daß ich zum Schulanfang meiner Tochter auch welche getragen hatte. Sämtliche Musels schlugen nur als „Kernfamilie“ auf. Bei denen gab aber auch es gewaltige Unterschiede. Sehr sorgfältig zurechtgemachte Mamas und Papas im Anzug mit großen Zuckertüten, aber auch viel Alltagskleidung (Kopfwindel selbstverständlich) und winzige Tütchen. Die flüchteten dann auch schnell vom Ort des Geschehens (darin haben sie ja Erfahrung). Kaum jemand von diesen Entitäten fotografierte, während unter Deutschen fast ein Kampf um den Platz an der Schultür entbrannte, damit Kind, Zuckertüte und Ranzen verewigt werden konnten.

Auch wenn wir wissen, daß Schulen heute nicht mehr die Stätten der Bildung sind, so sieht der deutsche Normalmichel das anders und der Normalmusel auch. Doch das, was sich heute vor meinen Augen abspielte, zeigt die unüberbrückbaren kulturellen Unterschiede, auch im Hinblick auf den Stellenwert von Bildung. Für Deutsche ist der Schuleintritt ein Höhepunkt und ein äußerst wichtiger Tag im Leben, Musels interessiert das kaum.

Das arbeitsscheue, kriminelle und bildungsferne Gesindel, das in der BRD regiert, hat leider dafür gesorgt, das Normalmichel in seinen Erwartungen an die Schule schwer enttäuscht werden wird.

Ich dachte mir, daß unsere kulturellen Wurzeln noch nicht ausgerissen sind. Gebt diesem deutschen Volk eine Perspektive, bildet die Kinder, nutzt die guten und humanen Bestrebungen der Menschen und wir könnten dieses Land wieder groß machen. Es würde immer noch funktionieren. In meiner Nationalhymne, der des untergegangenen Landes und der längst vergangenen Zeit, aus der ich komme, hieß es ja auch: „Deutsche Jugend, bestes Streben unsres Volks in dir vereint“. Kopftücher und Masken und deren TrägerInnen brauchen wir nicht, um dieses Land wieder aufzubauen. (Ich meine natürlich nicht die Kopftücher, die so gebunden sind wie auf meinem Avatar.)

Eine Episode gefiel mir besonders: Eine Großfamilie fotografierte sich in allen möglichen Konstellationen an der Schultür. Der kleine Bruder der Schulanfängerin hatte zwei winzige Zuckertütchen abgegriffen und war von der Schultür nicht mehr wegzubringen. Derweil wartete eine deutsche Kernfamilie (Mama, Papa und Tochter) geduldig auf den begehrten Platz. Dann fiel es aber der Mama der ersten Schulanfängerin ein, daß die gesamte Familie nochmal fotografiert werden könnte. Sie bat also die wartende Mama um diesen Dienst. Die fotografierte auch, woraufhin die erste Mama, die kleine Familie an der Schultür drapierte und diese nun aufnahm. Inzwischen wartete eine weitere Großfamilie. Das Ende vom Lied war, daß die drei Familien sich in wechselnden Konstellationen vor der Schultür fotografierten und schließlich gemeinsam und vergnügt von dannen zogen.

Und ich hatte mir jede Menge Anregungen für eine feine Zuckertüte geholt, wenn mein kleiner Enkel nächstes Jahr zur Schule kommt.

5 Gedanken zu “Das habe ich noch nie in meinem Leben getan

    • Na ja, ich träume halt davon. Der kleine Mann hat ja beim homeschooling seines Bruders schon viel mitbekommen. Habe die beiden schon ein Jahr nicht gesehen. Gerade bin ich dabei, mir ein Wiedersehen zu organisieren und für den Schulanfang hoffe ich auch, daß ich dabei sein kann. Wenn es keinen gibt, werde ich trotzdem versuchen, dem Kleinen eine Zuckertüte zukommen zu lassen. Habe ich beim Großen auch geschafft, da durfte ich ja auch nicht hin.

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  1. Ich kann Sie recht gut verstehen, aber für mich illustriert es dennoch schier Unglaubliches. Wo die einen Nichts oder wie ich Verwesung sehen, sehen andere wenigstens noch Trümmerfrauen, die ihren Enkeln Zuckertüten schenken.

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    • Trümmerfrau ist ein Ehrentitel, den ich (noch) nicht verdient habe. Es kommt wohl daher, daß ich nicht aus Akademikerkreisen komme und hier auch im Armenviertel lebe, weil ich selbst ja auch nicht viel habe. Hier schwappt die Muselwelle von der Eisenbahnstraße auch her, aber es leben auch viele Deutsche hier und die armen Leute haben mehr Kinder. Nicht, weil sie sich bewußt dafür entschieden haben wie meine „Adoptivfamilie“ (ja, ich habe zu meinen zwei leiblichen noch drei „Adoptivenkel“), sondern weil es sich eben so ergeben hat. Diese Grundströmung des Lebens hat es immer gegeben, die fließt so, weil die einfachen Leute immer und zu allen Zeiten genug zu tun hatten, irgendwie über die Runden zu kommen. Das klappte mal besser und mal schlechter, aber es war nie einfach. Nun wollen sie (von denen so gut wie niemand weiß, wer sie wirklich sind) diesen Fluß zum Erliegen bringen, durch Genozid und KI. da mache ich nicht mit. Und es gibt Lichtblicke. meine Enkel werden nicht geimpft werden und ich darf am Wochenende hinfahren. Natürlich muß ich ins Hotel und Abstand halten, aber wir werden sehen.

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  2. In erster Linie drückt Trümmerfrau ja Anerkennung für Leistung in schweren Zeiten aus. Leipzig kenne ich sehr gut, auch Ihre Ecke. Ich lustwandelte seinerzeit gern im Abtnaundorfer Park 😉 Im Vergleich mit der Innenstadt geht’s in fast allen anderen Vierteln seit Jahren deutlich bergab. Eisenbahnstraße und Karli scheinen wie Katalysatoren zu wirken. Ihre Enkel werden also nicht geimpft, aber Sie müssen ins Hotel? Wie ist das zu verstehen? Was sind das für Leute 😉

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