In der Heimat angekommen

…aber meinen Namen werde ich beibehalten, schließlich habe ich fast 50 Jahre in der großen Stadt verbracht. Die wird immer mehr zu einem riesigen Slum, wovon einige Viertel natürlich ausgenommen sind, denn dort leben hauptsächlich die Gutenden, die den anderen gerne vorschreiben, wie sie zu leben haben.

Ich bin, für mich noch vor drei, vier Jahren undenkbar, in meine Heimat, das Vogtland, zurückgekehrt, in die größte Stadt des Vogtlandes. Meine Heimatstadt ist 15 km von hier entfernt. Ohne Auto, wie ich, kann man in einer so kleinen Stadt aber nicht leben. Hier in Plauen geht es, es gibt teilAuto und ich habe einen Minijob in der Stadt. Die Wohnung liegt ganz nahe am Wald, aber die Straßenbahn hält fast vor der Haustür.

Im Goldenen Herbst war ich schon eingezogen:

Natürlich wurde ich gebührend von den höheren Mächten empfangen:

Merkwürdigerweise hatte ich in den ersten Wochen nur schönes Wetter. Es regnete das erste Mal richtig, als ich alle über 100 Umzugskartons ausgeräumt und verstaut hatte und auch der Balkon wieder frei war. Jeden Morgen ging ich barfuß über die Wiesen hoch zum Wald und konnte dabei immer das Panorama der Stadt bewundern:

Den Enkeln gefällt es hier besser als in Leipzig. Für mich ist es in einigen Punkten schon schwerer, mich an die Provinz zu gewöhnen. Hier gibt es keinen ICE, keine Cityflitzer und keinen Waschsalon. Abends nach 20:00 Uhr ist die Stadt im Prinzip tot. Zweimal war ich im Theater und über die Leere und Stille erschrocken, wenn ich nach der Vorstellung rauskam. Goldstücke gibt es auch hier und die lungern auch nach 20:00 Uhr noch rum. Neulich haben zwei von ihnen einen nachts Leichenwagen überfallen. Trotzdem glaube ich, dass auch diese Stadt noch nicht ganz verloren ist. Die Leute sind oft auch regelrechtes Dummvolk, aber weniger weichgespült und gehirngewaschen als in der Großstadt, wahrscheinlich wegen der geringeren „Akademiker“quote. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wenn ich höre, wer gestochen und wer es nicht ist.

Immerhin, die Moderne hat auch hier Einzug gehalten. In der Schwanensee-Aufführung wurden die Pas de deux immer von zwei Männern getanzt. Der weiße Schwan wurde praktischerweise auch gleich von einem Mann dargestellt. Ich werde mir demnächst hier kein Theater mehr antun.

Aber jedesmal, wenn ich in Leipzig bin (ganz lassen kann ich es nicht), bin ich froh, wieder heimzukommen.

Neulich waren auch die Bauern da, davon später.

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